#WritingFriday 05.2021, Schwere Jagd

Dies ist ein Text zu der Aktion „Writing Friday“ von Elizzy. Jeden Freitag wird zu einem der vorgegebenen Themen veröffentlicht. Die aktuellen Themen und eine Liste aller Teilnehmer findet ihr auf Elizzys Seite.

Die Schreibanregungen für Juni findet ihr hier.

Thema: Schreibe eine Geschichte und lasse folgende Wörter mit einfliessen: Hund, Jagd, Kieselsteine, Wald, Gelächter


Schwere Jagd

Im Morgengrauen waren sie durch den Wald gestiefelt und hatten es sich nun in dem kleinen Hochsitz bequem gemacht. Sie packten ihren Kaffee und ihre Waffen aus. Arthur, der etwas tollpatschige Beagle, bekam ein Leckerli.

„Tja, Hund müsste man sein“, sagte Siegmar, als er Arthur schmatzen hörte.

Als Erwin seine Munition auspackte, stutzte sein Jagdkamerad.

„Hast du neue Munition?“

Erwin nickte nur ausweichend.

„Was ist denn daran anders“, fragte Siegmar, nahm eine Patrone in die Hand, drehte sie hin und her und begutachtete sie.

„Ach nix.“

„Na sag doch mal.“ Siegmar drehte die Patrone weiter in seiner Hand. „Sieht aus wie die andere auch. Sie ist vielleicht etwas leichter“, sagte er und wog sie in seiner Hand. „Hat die eine bessere Durchschlagskraft?“

„Ach ich weiß auch nicht“, wich Erwin aus.

Siegmar sah ihn nun ernst an. „Sag mir, dass es nicht das ist, was ich denke.“

Erwin zuckte mit den Schultern.

„Nein das hast du nicht gemacht. Wir waren uns doch einig.“

„Naja. Das ist nicht so leicht.“

„Was soll denn daran nicht so leicht sein? Wir waren uns im Jagdverband doch einig, dass wir die Munition nicht wechseln werden.“

„Ja ja.“

„Was ja ja?“, fragte Siegmar nun etwas lauter.

„Ach du weißt doch. Meine Frau. Ich hatte keine Wahl. Seit Monaten lag sie mir damit im Ohr.“

„Vor vier Wochen hatten wir quasi noch einen Treueschwur geleistet.“

Erwin kicherte.

„Was gibt es da zu lachen?“

„Naja der … der Schwur.“

Nun kicherte Siegmar auch. „Das ist eine ernste Sache.“

„Auf Bleikugeln verzichten ist, als würde man wieder …“, er kicherte lauter.

„…wieder…“, Siegmar prustete.

„… wieder zur Jagd mit Kieselsteinen zurückkehren.“ Erwin konnte sich nicht mehr zurückhalten und lachte laut auf.

Auch Siegmar konnte nicht mehr ans sich halten und stimmte mit ein. Plötzlich war im stillen, noch im Morgennebel liegenden Wald ein durchdringendes Gelächter zu hören. So laut, dass Erwin keine Chance mehr bekam, seine neue Munition auszuprobieren.


In Brandenburg wurde zum 1. April 2021 ein Bleiminimierungsgebot verabschiedet. Jäger*innen sollten bleifreie oder bleireduzierte Munition nur einsetzen, wenn sie eine zuverlässige Tötungswirkung erzielt und eine hinreichende ballistische Präzision gewährleistet.

Bleivergiftungen sind leider die höchste Todesursache in Deutschland für Seeadler, die mit Mühe wieder angesiedelt wurden, und andere Greifvögel.

#writingfriday, Schöner Tod

Dies ist ein Text zu der Aktion „Writing Friday“ von Elizzy. Jeden Freitag wird zu einem der vorgegebenen Themen veröffentlicht. Die aktuellen Themen und eine Liste aller Teilnehmer findet ihr auf Elizzy’s Seite.

Ein klassischer Mord. [#WritingFriday]


Schreibe eine Geschichte, die mit dem Satz “Er zog genüsslich das Messer aus ihrer Brust, wischte es ab und…” beginnt.

Schöner Tod

“Er zog genüsslich das Messer aus ihrer Brust, wischte es ab und…”

…sagte: „Jetzt gibst du endlich Ruh.“ 

Er sah erschöpft auf sie hinunter, wie sie in einer Blutlache vor ihm lag. Es war so viel Blut. Musste es wirklich so viel Blut sein? Er mochte das Blut nicht, aber das lag nicht in seiner Hand. Er mochte dies alles hier nicht, aber das Leben ist eben kein Ponyhof.

Er sah sie an. Sie sah so friedvoll aus, so sanft. Sie war sicher die schönste Leiche, die er je gesehen hatte. Er hatte das Messer noch immer in seiner Hand, spürte die Schwere der Klinge, den rauen Griff aus Hirschgeweih. Die Klinge des Jagdmessers war ihm eigentlich zu groß und zu schwer, aber sie erfüllte ihren Zweck am besten.

„So weit hast du mich nun gebracht“, sagte er zu ihr und warf das Messer weg. „War es das wert? Sag mir, war es das wert?“ schrie er zitternd die Leichen an. Er hatte das Gefühl, als würde sie ihn anlächeln, oder amüsierte sie sich etwa über ihn? 

Er kniete neben ihr am Boden. Inzwischen hatte seine Hose bereits einiges von dem Blut in sich aufgesaugt. Er konnte die Nässe am Bein spüren. Es widerte ihn an, aber er blieb in dem Blut hocken. 

„Warum nur? Warum nur musstest du mich so sehr reizen? Mich so vor dir hertreiben? Mich bis aufs Blut provozieren? Bis auf dein Blut“, er schüttelte den Kopf. Er konnte nicht fassen, dass er es schon wieder getan hatte. Wie oft noch? Wie oft könnte er das hier noch schaffen. Er sah betrübt in ihr schönes Gesicht. Sie war wirklich die schönste Leiche, die er je gesehen hatte. 

„Schnitt“, schrie der Regisseur. „Alles Saubermachen, dann drehen wir es nochmal.“

#writingfriday., Familientreffen

Dies ist ein Text zu der Aktion „Writing Friday“ von Elizzy. Jeden Freitag wird zu einem der vorgegebenen Themen veröffentlicht. Die aktuellen Themen und eine Liste aller Teilnehmer findet ihr auf Elizzy’s Seite.

[#WritingFriday] Oktober 2020 die Schreibaufgaben

Aufgabe: Graf Dracula kriegt Besuch von Frankenstein, berichte davon. Welche Pläne schmieden sie? Worüber diskutieren sie?


Familientreffen

An einem Abend in Siebenbürgen.

„Guten Abend, alter Freund. Tritt ein.“

„Nabend“, sagte er grimmig und ging an ihm vorbei.

„Warum so betrübt? Nur wegen der Verspätung?“

„Der blöde Zug hätte eigentlich 6.46 Uhr ankommen sollen. Der Zug hatte aber eine Stunde Verspätung.“ *1

„Ach eine Stunde ist doch für uns nicht der Rede wert. Oder hast Du etwa Angst, ein paar Minuten deiner Unsterblichkeit verschwendet zu haben?“

„Du hast ja recht. Wenn es etwas gibt, von dem wir mehr als genug haben, dann ist es wohl Zeit.“

„Setz Dich alter Freund.“

Vorsichtig und sehr langsam, geradezu mühevoll, versuchte er, sich in den Sessel zu setzen.

„Na, das sah aber auch schon mal dynamischer aus.“

„Ach hör auf. Ich weiß ja nicht, wo er das linke Bein hergenommen hat, aber die Arthrose darin lässt es mich kaum noch vernünftig bewegen. Und die Hüfte ist noch schlimmer. Er muss damals jemanden mit Rheuma ausgewählt haben. Ich kann mich kaum hinsetzen, geschweige denn wieder aufstehen. Du hingegen siehst mal wieder aus wie das blühende Leben.“

„Ich bin nicht sicher, ob das ein passendes Kompliment für einen Untoten ist“, sagte er lachend. „Aber auch ich habe meine Probleme. Seit 138 Jahren habe ich Zahnschmerzen in meinem linken oberen Reißzahn. Aber was soll ich machen? Zu einem sterblichen Zahnarzt gehen?“

„Der würde ja von alleine tot umfallen.“ Er lachte rau und laut.

„Hinzu kommt, dass ich inzwischen gegen die Blutgruppe Null allergisch bin. Aber ich kann ja vorher schlecht nach der Blutgruppe fragen“, er schüttelte den Kopf. „Also alter Freund, was führt Dich zu mir?“

„Es mag Dich erfreuen zu hören, dass die ersten Schritte jenes Unterfangens, welche Du mit so unheilvollen Vorgefühlen betrachtet, sich bisher unter einem günstigen Stern vollzogen haben.“ *2

„Ja ist es denn möglich? Berichte er mir!“

„Ich“, sagte er sehr langsam und betont, (…) als er mit einem Lächeln auf den Lippen, schweigend hinüberging (…) *3 habe alle meine Aktien der deutschen Automobilfirmen verkauft. Alle!“

„Meinst Du nicht, dass das etwas übertrieben war? Immerhin fangen sie jetzt auch an Elektroautos zu bauen.“

„Glaub mir, das wird nichts. Mit Strom kenne ich mich aus“, sagt er und kratzte seine dicke, wulstige Narbe am Hals.

Und so diskutierten sie noch stundenlang über Geldanlagen und Dividenden.

Erst weit nach Mitternacht verabschiedete er sich und alsbald ward er von den dunklen Wogen hinweggetragen und verschluckt von Dunkel und Ferne. *4


*1 Vgl. den Anfang von Bram Stokers „Dracula“

*2 Vgl. erster Satz aus Mary W. Shelly: „Frankenstein“

*3 Vgl. letzter Satz von Bram Stokers „Dracula“

*4 Vgl. letzter Satz von Mary W. Shelly: „Frankenstein“