#30 Tage – 30 Gedichte(21) – „sehnsuchtsort“

30 Tage – 30 Gedichte (21) – „sensuchtsort“

Dies ist eine Aktion von Lyrimo.


ihr werdet eine Gedichtform schon sehnlichst erwarten.Ja, heute ist es an Der Reihe,

Das Pantun

impuls „sehnsuchtsort“

https://lyrimo.wordpress.com/2020/11/20/sehnsuchtsort-30-tage-30-gedichte21/


Meersucht

die Sehnsucht zog mich zu allen Zeiten

zum wilden zeitlosen Meere hin

ich wollt‘ wie Schaumkronen auf Wellen reiten

als sei das des Lebens wahrer Sinn

zum wilden zeitlosen Meere hin

ab und an zieht’s meine schwermüt‘gen Gedanken

vielleicht ist das des Lebens wahrer Sinn

in hohen Wellen hin und her zu wanken

ab und an zieht‘s meine schwermüt‘gen Gedanken

weit hinaus auf das off‘ne weite Meer

in den hohen Wellen hin und her zu schwanken

träge und müd‘ und wie der Rotwein so schwer

weit hinaus auf das off‘ne weite Meer

ich wollt‘ wie Schaumkronen auf Wellen reiten

träge und müd‘ und wie der Rotwein so schwer

die Sehnsucht zog mich zu allen Zeiten

Emma 2

Dies ist ein Text zu der Aktion „Writing Friday“ von Elizzy. Jeden Freitag wird zu einem der vorgegebenen Themen veröffentlicht. Die aktuellen Themen und eine Liste aller Teilnehmer findet ihr auf Elizzy’s Seite.

#WritingFriday

Da ja noch August ist, habe ich mir noch eine Emma-Geschichte ausgedacht bzw. ist eine bei mir angeschwemmt worden.

Thema: Schreibe eine Geschichte, die mit dem Satz „Emma war verblüfft über die Weiten des Meeres. Sie hätte nie gedacht…“

Emma war verblüfft über die Weiten des Meeres, sie hätte nie gedacht…

dass es so unendlich groß und weit, dass es so schön sein könnte. Sie kniff die Augen ein wenig zusammen, weil die Sonne sich funkelnd im blauen Meer spiegelte. Sie hatte noch nie in ihrem Leben etwas schöneres gesehen. Sie roch die salzige Luft, sie hörte die Wellen, die sanft ans Ufer schlugen und die Möwen, die durch die flirrende Sommerluft glitten. Zeit ihres Lebens, ganze zweiundneunzig Jahre, hatte sie vom Meer geträumt. Sie konnte kaum glauben, dass sie es nun tatsächlich vor sich hatte. Diese unendliche Weite. Sie sog die Meerluft so tief in sich hinein, wie sie nur konnte.

In ihrer Jugend hatte sie nie genug Geld gehabt für eine Reise ans Meer. Später kamen die Kinder, die Arbeit und dennoch hatte das Geld irgendwie nie gereicht. Als die Kinder erwachsen und fortgezogen waren, bekam sie immer wieder Postkarten aller Welt und ganz viele zeigten das Meer. Doch keine Postkarte dieser Welt kann diese unglaubliche Weite zeigen. Keine Postkarte kann dieses Gefühl des Nachhausekommens vermitteln, dass sie immer überkam. Wenn sie an das Meer dachte.

Sie spürte den Sand unter ihren alten unsicheren Füßen. Den Wind mit der ganz feinen Gischt in ihrem faltigen Gesicht. Und dann dieser Geruch; dieser unglaubliche Geruch, der in ihre Nase stieg. Es roch süß und salzig zugleich. Es roch nach Fisch und Freiheit, nach Seetang und Sommer. Es roch nach der ganz großen, weiten Welt.

Sie hatte ihren Mann geliebt und sie hatte akzeptiert, dass er nicht mehr verreisen wollte. Ein Besuch bei den Kindern, war das höchste der Gefühle. Immer wieder hatten ihr die Kinder angeboten, sie mitzunehmen, aber sie hatte ihn nicht alleine lassen wollen. Das Leben hatte es eben so gewollt, dachte sie bei sich.

Im letzten Herbst war ihr Mann gestorben. Sie wäre am liebsten mit ihm gegangen, aber das ist nicht so leicht, wie man es sagt. Noch vor Weihnachten hatten die Kinder sie in ein Heim gebracht, in dem man sich um sie kümmerte und sie versorgte. Es ging ihr gut und sie war dankbar.

Gestern waren die Kinder gekommen, hatten einen Koffer gepackt und ihr gesagt, dass sie sie mitnehmen würden auf eine Reise. Sie hatte sich darauf gefreut, wieder einmal im Garten ihrer Kinder ihren Enkelkindern zuzuschauen. Doch auch wenn sie die meiste Zeit der Fahrt geschlafen hatte, hatte sie doch gemerkt, dass sie irgendwie eine andere Strecke fuhren als gewöhnlich . Niemand hatte ihr gesagt, wo es hinging. Nach einer Nacht in einem sehr großen und edlen Hotel war es am Morgen weitergegangen. Sie hatte nicht gefragt, wohin es gehen sollte. Ihre Kinder hatten etwas mit ihr vor und sie würde sich drauf einlassen. So war es ihr ganzes Leben. Jemand hatte etwas vor und sie hatte sich darauf eingelassen.

Jetzt stand sie hier und konnte es nicht fassen. Ihre Augen schienen zu klein zu sein für das Meer, ihre Nase zu klein für den Meeresduft, ihre Füße zu klein für den Strand. Sie kam sich so winzig vor und doch hatte sie das Gefühl, als wäre sie nirgends auf der Welt mehr zu Hause als hier. Eine Träne lief ihr über das Gesicht. Ihre Kinder standen um sie herum und freuten sich, dass die Überraschung gelungen war. Und was für eine Überraschung es war.

Sie schaute auf die endlose Weite des Meeres und traf die vielleicht wirklich erste eigene Entscheidung ihre Lebens.

In der Brandung

Ein paar Eindrücke vom letzten Tanz am Freitag.

der stete Tropfen

mag in seiner Unablässigkeit

den Stein höhlen

doch ich trotze ihm

ich trotze den Wellen

die in ihrer Urgewalt

gegen mich branden

doch ich werde nicht zurückschlagen

ich trotze der Flut

die ihre Untiefen

über mich kommen lässt

doch ich werde nicht untergehen

ich trotze der Ebbe

die mich der Ungeschützheit

preis gibt

doch werde nicht schutzlos

ich trotze der Sonne

die mit ihren UV-Strahlen

mich aufheizt

doch mir wird nicht warm

ich trotze dem Wind

der seine Ungestürmtheit

an mir austobt

doch ich werde nicht unruhig

ich trotze dem Regen

der seine Unwetter

über mir ausschüttet

doch ich werde nicht nass

ich trotze der Zeit

die seit Urzeiten

sekündlich an mir nagt

doch ich werde nicht alt

der stete Tropfen

mag in seiner Unablässigkeit

den Stein höhlen

doch ich trotze ihm