Der Dienstag dichtet, Hummelflug

Jeden Dienstag gibt es bei Katha ein selbst geschriebenes Gedicht und ich schließe mich dem gerne an.

Mit von der Partie sind bisher:

Stachelbeermond
Mutigerleben
Wortgeflumselkritzelkrams
Werner Kastens
Findevogel
Berlin Autor
Nachtwandlerin
Lindas x Stories
La parole a été donnée à l’homme
Gedankenweberei
Emma Escamila
Wortverdreher
Lebensbetrunken
Vienna BliaBlaBlub
Heidimarias kleine Welt
Traumspruch
Red Skies over Paradise

und Your mind is your only limit


Hummelflug

es ist ihre Unmöglichkeit
die das Unfassbare einläutet
jene Momente des Erwachens
des Wachsens und der Erneuerung
die nach dem Ende
kaum noch vorstellbar waren
und nun wie selbstverständlich passieren
genau wie ihr Tanz
ich sehe sie
tanzen
und weiß
es sind nur noch Augenblicke
bis ich den Honig wieder
aus der Luft naschen kann


Inzwischen weiß die Wissenschaft sogar, warum die Hummel doch fliegen kann, was irgendwie schade ist, aber die Hummel nicht weniger liebenswert erscheinen lässt. 🐝

abc-Etüde, Schwerelos

Die abc-Etüden sind eine Schreibeinladung von Christiane auf: irgendwas ist immer.

Nach guter Tradition werden die Wörter im Break immer von dem Etüdenerfinder oder von mir gespendet. Für die Textwochen 14/15 des Schreibjahres 2021 haben wir uns zusammengetan. Die Wörter stammen also von Ludwig Zeidler (bloggt nicht mehr), und Irgendwas ist immer. Sie lauten:

Sonnenhut (ist übrigens auch eine (Heil-)pflanze, Echinacea)
haltlos
massieren.

Wie immer an dieser Stelle der Verweis auf den Etüden-Disclaimer. Die Headline für die Etüden heißt: 3 Begriffe in maximal 300 Wörtern.


Schwerelos

Sie näherte sich ihm ganz vorsichtig. Die leuchtende Farbe war anlockend aber auch abschreckend zugleich. Zu viele Fallen und Fälschungen gab es dort draußen, wenn nur auf das Grelle und Bunte geachtet wird. So umkreiste sie zunächst ihr Ziel, um sicherzustellen, dass er ungefährlich war. So einen, hatte sie hier noch nie gesehen. Er sah ungewöhnlich aus. Das Design war auffällig und doch hatte es auch etwas klassisches.

Sie drehte noch eine zweite Runde. Nach einer Falle sah das nicht aus. Ganz im Gegenteil, er wirkte sogar richtig majestätisch. Er hatte etwas kronenförmiges.

Dennoch war Vorsicht geboten, besonders stabil sah er nicht aus. Eigentlich wirkte er eher, als würde ihn jede Windboe haltlos erwischen und davon tragen.

Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Nun nahm sie direkt Kurs auf die Spitze. Sie spürte, wie er nachgab, sich neigte, sich verbog. Sie war nicht sicher, ob er halten würde, aber er sah einfach zu verlockend aus.

Endlich fand er etwas Halt. Sie hing nun fast kopfüber an ihm und es war optisch inzwischen fraglich, wer auf wem lag.

Jetzt wollte sie aber wissen, ob sich das ganze Manöver auch gelohnt hatte. Vorsichtig begann sie ihn zu kosten und er war noch köstlicher als erwartet. Sie konnte gar nicht genug bekommen und saugte in sich hinein, soviel sie konnte. Sie musste zwischendurch ihren Bauch massieren, als sie das Gefühl hatte, es könne schon zu viel gewesen sein.

Als sie endlich satt war, schien es ihr kaum vorstellbar, dass sie sich nun verabschieden könne. Würde sie in ihrer jetzigen Verfassung wirklich den Rückweg antreten können?

Sie hatte keine Wahl. Sie ließ los und konnte sich nur mit Mühe abfangen und in Bewegung setzen, während sich der Sonnenhut nur langsam vom Gewicht befreit wieder aufrichtete.


Inzwischen weiß man ja sogar, dass die Hummel fliegen kann. Wobei die Hummel, dass schon immer wusste.