Adventüden, Weihnachten für die Tonne

Dies ist ein Beitrag zu zu den Adventüden von Christiane auf irgendwas ist immer.

Aufgaben wer ein Text, der maximal 300 Wörter umfassen durfte und (mindestens) drei der folgenden fünfzehn Begriffe enthielt:

Etikett, Gin, Käsekuchen, Kuscheldecke, Lebkuchen, Lichtermeer, Märchenbuch, Minnesang, Nebelschwaden, Schlittenfahrt, Semmelknödel, Streicheleinheiten, Wichtel, Wunschpunsch, Zugvogel

Ich konnte mich nicht entscheiden und habe daher alle Worte eingebaut.


Weihnachten für die Tonne

Sie warf die Lichterketten hinein und die Christbaumkugeln, ein Nikolausgeschenk, gleich hinterher. »Tschüss, ihr Semmelknödel«, sagte sie. Der Deckel der Mülltonne knallte zu.

»Weihnachten fällt aus!«
Sie schaute durch den Innenhof, die zwei Birken entlang, über die Balkone mit den nackten Stühlen und den Aschenbechern hin zu den Balkonen mit bunten Windspielen. Bald würde hier ein weihnachtliches Lichtermeer funkeln, doch nicht bei ihr. Sie suchte ihren Lieblings-Wichtel, Seitenhaus zweiter Stock, mit der übergroßen Brille und dem frechen Grinsen im grünen Gesicht. An seinem linken Zeh hing noch ein Etikett, wie bei den Leichen in den Krimis.

Ihr Blick ging nach ganz oben zu dem kleinen Austritt. Er wirkte wie einem Märchenbuch entstiegen. Als würde dort eine Prinzessin einsam dem Minnesang lauschen und auf die Prinzenrettung warten. Ihre Gedanken waren eindeutig zu adventlich. Ihr Freund hatte sie vor drei Monaten verlassen, ihr Vater wollte mit seiner Freundin feiern und ihre Mutter wollte nach Mallorca. Zugvögel soll man nicht aufhalten.

Die glitzernden Weihnachtsfeiertage versanken gedanklich in einem Meer aus Nebelschwaden.

Sie hatte beschlossen, den Lebkuchen gegen Eiscreme mit Käsekuchen-Geschmack einzutauschen und den Weihnachtsmann auf eine Schlittenfahrt zur Hölle zu schicken. »Sleigh ride to hell«, kicherte sie. In diesem Jahr würde es den Gin pur geben und keinen verdammten Wunschpunsch.

Als sie hineingehen wollte, vernahm sie ein Miauen. Sie lauschte der Nachmittags-Kakofonie des Innenhofs, bestehend aus verschiedenen Radio- und Fernsehsendungen, vereinzelten Rufen und dem Rattern einer Waschmaschine. Dann maunzte es erneut. Sie drehte sich um und sah ein dreifarbiges Kätzchen.

»Wer bist du denn?«

Sie nahm das Kätzchen auf den Arm. Unter ihren sanften Streicheleinheiten begann es wohlig zu schnurren. Sie freute sich bereits darauf, in ihre Kuscheldecke eingewickelt zu beobachten, wie es mit den Christbaumkugeln spielen würde. Sie erstarrte.
Christbaumkugeln!


Ich wünsche einen schönen zweiten Advent!