Ausdruck der Woche (43), Grenzgebiet

Jede Woche achte ich darauf, welche Ausdrücke mir so begegnen, um sie dann auf die eine oder andere Art und Weise zu betrachten.


Heute ein Blick auf die Ereignisse im Grenzgebiet von Polen.

Grenzgebiet

wir sind eben nicht

über den Wolken

und hier unten

unter den Wolken

werden die Grenzen

immer enger

fester

massiver

eine Linie

ein Zaun

ein Stacheldraht

eine Mauer

warum halten wir

Menschen davon ab

dorthin zu kommen

wo wir geradezu

zufällig sind

würden wir

wenn wir dort wären

bleiben wollen?


Eine Grenze, so hart oder weich sie auch gezogen ist, kann nicht die Antwort sein.

4 Gedanken zu “Ausdruck der Woche (43), Grenzgebiet

  1. Einerseits stimme ich dir zu: das kann keine Lösung sein. Andererseits bin ich zB froh, ein festes Haus und eine Tür zum Abschließen zu haben, so dass ich (hoffentlich) bestimmen kann, wer reinkommt und wie lange er bleibt. Gilt dasselbe nicht auch für Ländergrenzen?
    Vielleicht gibt es keine Lösung? Und man muss eben sehen, wie man mit der Situation jeweils umgeht?

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      1. Politik und Menschlichkeit folgen verschiedenen Logiken. Sie zu vermischen, ist nicht ungefährlich. Die Vermischung führt zu „Interventionen aus humanitären Gründen“, sprich Bombardierungen Unschuldiger, zu „Wir-schaffen-das“-Versprechungen, denen das politische Handeln langfristig nicht entsprechen kann, zu Boykottierung von Ländern, durch die die Bevölkerung verhungert etc pp. Menschlichkeit hat mit Mitmenschlichkeit zu tun, sie ist persönlich: selbstverständlich werde ich jedem Menschen, der in Not ist, nach besten Kräften helfen – von Mensch zu Mensch. Aber Politik ist bekanntlich weit davon entfernt, mitmenschlich zu funktionieren. Sie soll es nicht einmal, genauso wenig wie die Justiz: die soll „unter Absehung der Person“, also nach abstrakten Gesichtspunkten funktionieren. „Mitmenschlich“ funktionierende Politiker werden ihrem Patenkind die Stelle zuschanzen, die ein anderer, anonymer Bewerber eigentlich hätte erhalten müssen. Vetternwirtschaft ist mitmenschlich.
        .
        Was zu fordern ist, ist, dass die Politik ihre Gesichtspunkte und Richtlinien deutlich, klar und widerspruchsfrei formuliert. Und dass sie bei der Ausarbeitung anerkannten oder zu exemplifizierenden Werten folgt. Das alles fehlt in der Migrationspolitik, wo Asylrecht, arbeitsmarktpolitische Vorgaben, Angst vor Pflegekräftemangel , der Druck des Faktischen, außenpollitische Kuhhändel und Sanktionierungen, Pressuregroups, Kostenfragen, Ausnahmeregelungen und ich weiß nicht was noch eine in vieler Hinsicht unerträgiche Situation geschaffen haben.

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      2. Ja, das ist das traurige daran. Wir haben weder Ideen, wie man den Menschen in den Herkunfsländern helfen kann noch wie eine wirklich humanitäre Integration aussieht. Wenn wir keinen so großen Fachkräftemangel hätten und die Industrie nicht ständig nach neuen Menschen rufen würde, wäre es sehr fraglich, ob wir auch dann eine so „Aufnahmefreundlich“ wären. DienHandlungsrichtlinien der Politik sind leider viel zu eng an die wirtschaftlichen Belange geknüpft.

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