
Die abc-Etüden sind eine Schreibeinladung von auf irgendwas ist immer.
Die Wörter für die Textwochen 42/43 des Schreibjahres 2021 stiftete die Frau Puzzleblume mit ihrem Blog Puzzle❀. Sie lauten:
Biedermeier
niederträchtig
flöten.
Einkaufsmasche
Seit 20 Minuten umkreiste er den Stand. Auf seiner ersten Runde bei den Flohmarktprofis hatte er nichts entdecken können. Nach einem Espresso an der Ecke schaute er sich nun die anderen Stände an.
Die beiden Stühle fielen ihm sofort auf. Die geschwungenen Beine, das Wienergeflecht, kein Zweifel: das waren echte Biedermeier-Möbel. Er beobachtete den Stand, damit ihm die beiden Stühle nicht mehr flöten gehen konnten. Um Konkurrenten jederzeit zuvorzukommen, hielt er sich ganz in der Nähe auf. Die Familie war zu viert. Vater und Mutter, die vor allem mit dem Verkauf von Kinderkleidung beschäftigt waren, einem Sohn der am Handy gefesselt war und einem zehnjährigen Mädchen, das mit vollem Eifer ihre Spielsachen verkaufte. In seinem Kopf wuchs ein niederträchtiger Plan.
Als der Vater den Stand verließ und die Mutter um zwei Jeanshosen feilschte, schlug er zu.
„Du bist eine tolle Verkäuferin“, sagte er und das Mädchen freute sich sichtlich.
„Ich helfe dir, noch mehr zu verkaufen. Was kosten die alten Stühle da?“
Das Mädchen zuckte verunsichert die Schultern und schaute zu ihrer Mutter, die jedoch beschäftigt war.
„Was hältst du hiervon?“ Er hielt ihr einen 20-Euroschein hin.
Ihre Augen wurden groß. So viel Geld hatte sie bisher nicht gesehen.
„Na, was meinst du? Reicht das?“
Sie zögerte und sah wieder vergeblich zu ihrer Mutter.
„Du kannst gut handeln. Ich lege noch 10 Euro drauf, einverstanden?“
Ihre Augen wurden noch größer und sie nickte. Fast unbemerkt tauschte er das Geld gegen die Stühle und verschwand. Er wusste, dass er die Stühle für das zehnfache verkaufen würde.
Als er sich umdrehte sah er, wie die Tochter ihrer Mutter freudestrahlend die 30 Euro zeigte. Die Mutter wurde blass. Er wollte gerade gänzlich verschwinden, als die Mutter mit einer Träne in den Augen ihre Tochter in den Arm nahm. Er schluckte.
Niederträchtiger Typ, fürwahr. 🤬 Schön, dass du ihm mit dem letzten Satz ein Minimum Herz andichtest, das lässt sein Vorgehen noch krasser wirken. 👍
Samstagmorgenkaffeegrüße 😁🌬️🌦️☕🍪👍
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Ich konnte ihn einfach nicht gänzlich ohne Gewissensbisse davon kommen lassen. Danke
😊🙏🌻☕️
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Kleinen Kindern kauft man nur Spielzeug ab! Und versucht sie schon gar nicht zu beschubsen.
Böser Mensch, leider sieht er zwar die Träne aber denkt trotzdem an seinen Gewinn
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Naja, vielleicht überkommt ihn ja doch noch ein Gewissensbiss.
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Auf Flohmärkten kann man oft Menschen beobachten, die es mit der Sparsamkeit zulasten des Verkaufenden schamlos zu weit treiben, aber dass es deinem Protagonisten am Schluss wenigsten bewusst wird, und man sich überlegen kann, wie man möchte, dass er nun handelt, das gefällt mir sehr.
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Ja, ich dacht mir, so kann jeder für sich entscheiden, wie stark sein schlechtes Gewissen ist.
Danke 😊🙏🌻
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Der Schuft, der! Kleine Mädchen zu betrügen, nee, geht gar nicht. Ich hoffe, er bleibt auf seinen Biedermeierstühlen sitzen.
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Ich stimme Dir völlig, so ein Schuft. Aber vielleicht war es doch ein Schuft mit Herz?
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…. er schluckt, ging zurpck zu dem Stand und sagte freudestrahlend: „und hier bin ich wieder. Ich hatte schon mal die Anzahlung da gelassen, wirklich nicht genug Bargeld mit hatte. Hier ist der Rest für die zauberhaften Stühle“ und mit diesen Worten drückte er der Mutter ein Bündel mit insgesamt 3000 Euro in die Hand.
😘
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Und die Rechtschreibung am Handy- sorry🙈
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Sowas sehe ich gar nicht!!! Ich bin da viel schlimmer. Was ich mir da beim Handyschreiben manchmal so zusammenstottere, furchtbar. Aber vielen Dank für die süße Fortsetzung. 😊🙏🌻
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Bedankt😊
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Hey, wo hast Du meinen letzten Satz gefunden? 😊🙏🌻😊😊😊
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Ja, Flohmärkte und Profis. Das Thema kennen wir hier auf den mittelhessischen Dörfern und den in Mode gekommenen Dorfflohmärkten auch. Vor der offiziellen Öffnung sind sie bereits da, machen ihre Runde, was sie kaufen wollen und schlagen dann ganz früh zu. Wenn Du am Mittag dann kommst, ist meist nichts Vernünftiges mehr zu bekommen.
Und Herz – wie in Deiner Geschichte – zeigen sie hier bei uns nicht.
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Ja, da geht es eben nur ums Geschäft. Wobei sich ja viele Menschen freuen, wenn sie hier oder da ein „Schnäppchen“ machen.
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Hat er doch so etwas wie ein Herz oder Gewissen? Schöner fände ich es, wenn er den erzielten Gewinn mit den über den Tisch Gezogenen gerecht teilen würde.
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Tja, wer weiß, ob er eines hat und wie es sich auswirkt. 😊
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