Die abc-Etüden sind eine Schreibeinladung von Christiane auf: irgendwas ist immer.
Die Wörter für die Textwochen 20/21 des Schreibjahres 2021 stiftete Bernd mit seinem Blog Red Skies Over Paradise. Sie lauten:
Baracke
lau
widerfahren.
Wie immer an dieser Stelle der Verweis auf den Etüden-Disclaimer. Die Headline für die Etüden heißt: 3 Begriffe in maximal 300 Wörtern.
Sommercamp
Sein Vater parkte den Wagen auf dem Campingplatz. Als er ausstieg, spürte er bereits dieses leichte Kribbeln. Diesen Sommer würde es passieren.
Geduldig räumte er mit seinen Eltern den Wohnwagen ein, der für die nächsten drei Wochen ihr Zuhause sein würde. Seit sechs Jahren kamen sie jeden Sommer hier her. Er konnte die Partien Mensch-ärgere-Dich-nicht und Kniffel, die sie hier an lauen Sommerabenden gespielt hatten, nicht mehr zählen.
Als alles verstaut war, schwang er sich auf sein Fahrrad und fuhr drei Wohnwagenreihen weiter. Tulpenweg, Wohnwagen sieben. Er fuhr ganz unauffällig vorbei und nickte Frank zu. Zehn Minuten später trafen sie sich am Feldrand, wie sie es seit vier Jahren machten.
„Dieses Jahr tun wir es.“
Frank nickte.
Sie sahen zum Wäldchen hinüber.
„Morgen nach dem Abendessen.“
Frank nickte erneut.
Damit war alles gesagt.
Sie legten ihre Fahrräder ins Gras und huschten leicht geduckt durch den Wald. Schnell hatten sie ihr Ziel entdeckt. Vor drei Jahren waren sie auf ihren Streifzügen zum ersten Mal auf die alte Baracke gestoßen. Seitdem hatte sie sie magisch angezogen. Sie kamen hier her, so oft es ging.
Anfangs hatten sie sogar Menschen in der Baracke beobachten können, doch in den letzten zwei Jahren hatten sie niemanden mehr gesehen. Schon letztes Jahr wollten sie versuchen, in die Baracke zu kommen, um herauszufinden, wer dort gewohnt hatte und was den Menschen dort widerfahren sein könnte. Sie hatten sich nicht getraut. Aber dieses Jahr waren sie zwölf. Keine Ausreden mehr. Sie stiegen über den verrosteten Zaun und näherten sich dem Fenster auf der Rückseite.
Was würden sie vorfinden? Ihre jungen Herzen schlugen ihnen bis in den Hals. Sie hockten unter dem Fenster. Nein, noch ein Jahr zu warten war keine Option. Sie hielten den Atem an, nickten sich zu, erhoben sich und schauten in die Baracke hinein.
Inspiriert von meinen Jugenderfahrungen auf einem Campingplatz, wo es tatsächlich im angrenzenden Wald ein barackenhaftes Häuschen gegeben hatte, dass uns Kinder magisch angezogen hatte.
Und ich dachte, sie hätten sich zum Rauchen verabredet. Oder zum Biertrinker. Oder zum Pornogucken 😉 Gut, (noch) nicht in deiner Jugend, da gab es noch keine Handys …
Schöne Etüde, hat mich sofort zurückversetzt 😁👍
Morgenkaffeegrüße 😁🌦️☕🍩👍
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Ich kann gar nicht sagen, was uns an der Baracke so fasziniert hatte, aber sie hatte etwas mystisches. Vermutlich aber war sie nur ein altes, schon sehr in die Jahre gekommenes Wochenenddomizil.
Abendgrüße 😊🙏🌻🍷🛋
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… jetzt will ich aber wissen, wie es weiter geht. Anfangs dachte ich die zünden den Campingplatz an😅
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Im realen Leben jedenfalls war die Baracke immer bewohnt und wir haben uns nie getraut über den Zaun zu klettern.
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Sehr spannend und nachfühlbar. Was wohl in der Baracke zu sehen war?
Gibt es an anderer Stelle noch mehr dieser Campingplatzgeschichten von den beiden Freunden?
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Bisher nicht. Das ist auch mehr so eine Jugenderinnerung. Damals war die Baracke aber bewohnt und wir haben nie etwas über die Menschen dort erfahren.
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🙂 Zwölfjährige! Da ist ein weiteres Jahr warten wirklich keine Option. Ach ja.
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Na gar nicht. Man muss sich mal vorstellen, wie lange ein Jahr aus der Sicht eines Zwölfjährigen aussehen muss. 😊
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Konspirative Jungengeschichten. Herrlich.
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Viel Lärm um Nichts, aber damals war es ein echtes Abenteuer. Danke ☺️
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