abc-Etüde, Wer sähet, der erntet

Die abc-Etüden sind eine Schreibeinladung von Christiane auf: irgendwas ist immer.

Nach guter Tradition werden die Wörter im Break immer von dem Etüdenerfinder oder von mir gespendet. Für die Textwochen 14/15 des Schreibjahres 2021 haben wir uns zusammengetan. Die Wörter stammen also von Ludwig Zeidler (bloggt nicht mehr), und Irgendwas ist immer. Sie lauten:

Sonnenhut (ist übrigens auch eine (Heil-)pflanze, Echinacea)
haltlos
massieren.

Wie immer an dieser Stelle der Verweis auf den Etüden-Disclaimer. Die Headline für die Etüden heißt: 3 Begriffe in maximal 300 Wörtern.


Wer sähet, der erntet

„Also Kartoffeln, Möhren, Äpfel, Salat, Kräuter und ein Huhn, richtig?“

Er nickte dem Verkäufer zu.

„Wie wollen sie zahlen?“

„Ich bin da unsicher. Ich kenne mich mit diesem neuen Währungssystem nicht aus. Ich hatte immer gedacht, einen Sonnenhut setzt man sich auf den Kopf.“

Der Verkäufer sah ihn ernst an. „Sie wissen hoffentlich, dass wir nur Purpursonnenhut nehmen, nicht den gewöhnlichen.“

„Den gewöhnlichen?“, fragte er und schaute auf die kleinen Samentütchen, die er als Lohn erhalten hatte.

„Ja, kommen sie mir nicht mit Rudbeckiasamen. Wir nehmen nur echten Echinaceasamen.“

„Was ist mit Rudbeckiasamen?“

„Nachdem bekannt geworden ist, dass es eine Fliege gibt, welche die Samen unfruchtbar macht, sind die Preise davon haltlos abgestürzt. Damit können sie nur noch Vögel füttern.“

Er schaute auf seine Samen. In jeder Tüte waren fünf Samen eingeschlossen und der Name der Sorte war in die Tüte hineingebrannt worden.

„Ich habe hier Magnus Superior“, sagte er, weil der Name irgendwie edel und kostbar klang.

„Na von der Sorte werden sie aber ne Menge brauchen.“ Der Verkäufer tippte auf seinem Display: „Also davon brauchen sie 200 Samen, um das hier zu bezahlen.“

„Oh!“ Er schaute erschrocken auf die anderen Tüten. „Wie wäre es mit Tiki Torch?“

„Tiki Torch? Haben sie sich da etwa einen Hybriden andrehen lassen? Da sollten sie wirklich besser aufpassen. Hybriden sind ja noch wertloser als Rudbeckia.“

Er massierte genervt seine Stirnfalten. Er verstand dieses Währungssystem nicht. Jedes Kind könnte ihn über den Tisch ziehen und er würde es nicht merken.

„Und Tomato Soup?“ Er kam sich schon beim Aussprechen ziemlich blöd vor.

„Sie haben Tomato Soup?“ 

Er nickte und zeigte es dem Verkäufer.

„Na dann will ich mal ehrlich zu ihnen sein. Für fünf Samen lege ich noch ein Pfund Kartoffeln und ein Huhn obendrauf und wir sind im Geschäft, einverstanden?“

„Einverstanden!“


Nachtrag:

Inspiriert durch einen Bericht der zeigte, dass ein Strauß Tulpen einmal so viel Wert war, wie heute ein Häuschen mit Garten. Die Namen der Pflanzen gibt es wirklich.

7 Gedanken zu “abc-Etüde, Wer sähet, der erntet

  1. Die erste (europäische?) bekannte Spekulationsblase waren Tulpenzwiebeln … 🤔😉
    Wieder eine großartige Idee. Sehr nett, dass der Händler ihn nicht über den Tisch gezogen hat. Trotzdem finde ich die Vorstellung gleichzeitig bisschen gruselig – und interessant.
    Morgenkaffeegrüße! 😁⛅🌼☕🥐👍

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  2. Pingback: Schreibeinladung für die Textwochen 16.17.21 | Wortspende von DORO|ART | Irgendwas ist immer

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