
Die abc-Etüden sind eine Schreibeinladung von Christiane auf: irgendwas ist immer
Die Wörter für die Textwochen 47/48 des Schreibjahres 2020 stiftete (endlich mal wieder) Ulli Gau mit ihrem Blog Café Weltenall. Sie lauten:
Quelle
griesgrämig
stöbern.
Durst
Tag sechs. Wie lange noch könnte er ohne Wasser überleben? Die Zeit wurde knapp, sowohl für den Tag als auch insgesamt. Er war kurz davor, zu verdursten.
Er erinnerte sich an seinen Aufbruch. Seine Mutter hatte ihn angefleht zu bleiben, während sein Vater ihn griesgrämig angeschaut hatte: „Der ist zurück noch bevor es dunkel wird. Der würde eine Quelle nicht mal finden, wenn man ihn mit der Nase darauf stoßen würde.“
Das hatte weh getan. Sicher, die Tradition des Quellensuchens war nicht unumstritten und doch fanden immer mehr Jugendliche zurück zu dieser uralten Tradition, die besagte, dass ein junger Mensch sich aufmachen solle, um in der Wüste Fashtogh eine Quelle zu finden. Dieses Ritual markierte den Übergang von der Jugend zum Erwachsensein. Die Regierung wollte inzwischen dieses uralte Ritual verbieten, da jedes Jahr zahlreiche junge Menschen ums Leben kamen. Für ihn jedoch schien es die einzige Möglichkeit, über den Schatten seines Vaters hinauszuwachsen. Vor zwei Jahren hatte er in alten Familienunterlagen gestöbert und einen Brief seines Vater an seinen Großvater gefunden. Er entschuldigte sich darin, dass er das Ritual nicht hatte abschließen können. Nach zwei Tagen war sein Vater erfolglos zurückgekehrt. Damals hatte er beschlossen, selbst das Ritual zu vollziehen.
Inzwischen war sein Zustand mehr als bedenklich. Er hatte keinen Durst mehr. Sein Mund und seine Kehle waren so trocken, dass sie permanent schmerzten. Seine Haut hatte sich bereits verfärbt.
Er sah zum Horizont. Jeden Moment würde Arsaris, die zweite Sonne aufgehen. Dann würde es zu heiss werden, um weiterzugehen. Doch eine Rast konnte er sich nicht erlauben. Endlich hatte er die kleine Felsformation erreicht, von der er schon fast befürchtet hatte, sie wäre eine Fata Morgana. Das hier war seine letzte Chance. Wenn es eine Quelle gab, würde er endlich Wasser finden. Wenn nicht …
Er kletterte zwischen die Felsen.
Ach, ich wünsche es ihm so sehr…. toll geschrieben
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Vielen lieben Dank!.
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Wow! Sehr beeindruckend! Toll geschrieben, man fiebert sofort mit.
Allmählich finde ich, es gibt einen Punkt Abzug in der B-Note für den Cliffhanger, weil du das wirklich in JEDER Etüde machst, jedenfalls kommt es mir so vor.
Aber das ist nun wirklich Mecker auf SEHR hohem Niveau … 😉
Morgenkaffeegruß 😀
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Vielen Dank. Die Abzüge nehme ich, aber die werde ich wohl immer wieder bekommen, denn ich mag es die Geschichten am Ende offen zu lassen. 300 Worte sind einfach nicht genug für ein Happy End! 🙂
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Dafür gibt es zweite und dritte Teile … 😉
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Du hast es aber auch mit den fiesen Cliffhangern…😉 Sehr spannend geschrieben.
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Ich mag es, wenn’s Ende im Kopf der Lesenden entsteht! Danke sehr!
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Sehr spannend!!! Offene Enden mag ich auch beim Geschichten schreiben – vor allem bei meinen, aber jedesmal beschwert sich dann einer wenn er sie liest oder vorgelesen kriegt…. Tja so was muss man schon aushalten können – schließlich ist das Leben an sich auch sowas ähnliches. Aber ne Fortsetzung kannste ja trotzdem schreiben oder?
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Danke! Ja, ich habe mich ja sogar schon einmal zu einer Fortsetzung hinreißen lassen. Wer weiß!
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