Lebenselixier

Irgendwann kommen sie alle
an einen Tisch oder ihr Ziel
ein Eckcafé als Menschenfalle
zum glücklich sein braucht es nicht viel


und jene, die hier nicht verweilen
auf dem Weg ins Ungewisse
brav dem Stress entgegeneilen
sind die lebendige Kulisse


wie sie hier vorüber schleichen
oder knallend entlang schreiten
sind sie unmöglich zu vergleichen
die Großen, Kleinen, Dünnen, Breiten


ob blond, ob braun, ob henna
im Rock, in Jeans, im Kinderwagen
Frau, Hund, Katzen, Männer
allein, zu zweit oder mit Blagen


die ganze Welt zieht hier vorbei
ein ew’ges Gehen, Stehen, Schauen
von interessant bis einerlei
eine Freude sind, die sich was trauen


so könnt ich ewig hocken bleiben
die Stadt zu Gast an meinem Tisch
genieße still das bunte Treiben
mit nem Kaffee, heiß und frisch


doch im Café ist’s wie im Leben
wer du bist ist ihm egal
es wird nicht ewig Kuchen geben
und auch der Kaffee wird mal schal


dann ist es Zeit, um aufzustehen
das eig‘ne Leben weiterführen
an den Tischen vorbeizugehen
und all die Blicke selbst zu spüren

Der letzte (Montags-) Tanz

der letzte Tanz, ein letztes Drehen

ich mag es selber wohl kaum glauben

doch auch wenn wir nun nach Hause geh’n

kann die Erinnerung uns niemand rauben

es war so eine schöne Zeit

mal war der Tanz voller Magie

mal war er lebendig, voller Leichtigkeit

nur langweilig, das war er nie

es ging um mehr, wenn es hieß: Tanze!

wir tanzten Teile aus unser’m Leben

es ging um nicht mehr als um das Ganze

und oft hat die Bewegung Antworten gegeben

und dann die Menschen, die Begegnung

mit denen man das Tanzen teilte

es gab wohl so manche tiefe Regung

und Momente, in denen man gern verweilte

es war ein Reden ohne Worte

ganz stumm und dennoch irgendwie nicht leise

es war ein Austausch der besond‘ren Sorte

mal war er kindlich, mal eher weise

nun ist der letzte Ton verklungen

die Schritte gehen geradeaus

die letzte Note ist versungen

ab jetzt Stille, der Tanz ist aus

Danke Gille!

Authentisch

„Ich halte es nicht für erforderlich, genau zu wissen, was ich bin. Das Wichtigste im Leben und in der Arbeit ist, etwas zu werden, was man am Anfang nicht war.“

Michel Foucault

wie werde ich

wer ich bin

oder war

oder sein möchte

wer bin ich

wenn ich frei

von Rollen und

Erwartungen wäre

ist Authentizität

eine Illusion

die unerfüllbare Vorstellung

frei von Einflüssen zu sein

ist Authentizität

am Ende gar eine Ausrede

für Stillstand

um sich nicht zu verändern

ist jemand

der sich treu bleibt

wirklich noch

authentisch

wäre nicht eine

ständige Veränderung

in einer sich verändernden Welt

das einzig Authentische

ist es authentischer

zu sein wer ich bin

mit dem Wissen

wer ich war

oder heißt Authentizität

zu werden

wer man sein könnte

und sich zu wandeln