Balance

Balance. Was ist eigentlich Balance? Und wie kann ich in Balance kommen oder aus der Balance geraten? Die Fragen beantworten sich quasi wie von selbst, wenn sie Musik erklingt und der Körper sich im Rhythmus wiegt. Ein Tanz gelingt nur mit Balance. Ohne würden wir taktlos herumstolpern. Und so wird jede Bewegung, jeder Schritt, jede Drehung, jede Armbewegung durch eine andere Bewegung ausgeglichen, um die Balance zu halten. Der Versuch Balance zu tanzen bedingt, sich in Balance zu halten. Aber die Balance ist ein empfindliches System, welches schnell von außen irritiert werden kann. In Bewegungsresonanz zu anderen Tänzer*innen, kommen schnell Bewegungen hinzu, die dem eigenen Muster nicht entsprechen und die andere Formen des Ausgleichens erfordern. Ein neues System von Bewegungen entsteht, noch fragiler als das eigene, doch durch die Resonanz ist es intensiver. Bewegungen doppeln sich, verstärken sich, ergänzen sich. Doch bei Balanceverlust droht eine Kollision. Und so tanzten wir in größer werdenden Gruppen bis wir das Prinzip der Kollision zur Balanceerhaltung umkehrten. Plötzlich, war eine Balance nur noch durch die Berührung anderer und durch das unbegrenzte Vertrauen in die anderen Balancesysteme möglich. Sich stehend in die Hände von anderen zu begeben und die Verantwortung für die eigene Balance abzugeben, rührt am eigenen Urvertrauen. Aus dieser Erfahrung heraus suchten wir nach unsere eigenen Geste der Balance und teilten sie tänzerisch mit den anderen. Am Ende dann ein ganz persönlicher Moment der Balance, während ich jemandem den Boden unter den Füßen und damit auch die Balance nahm, um sie anschließend sicher wieder zu erteilen. Eine gute Balance hat eben doch viele Gesichter.

Frühling – Tanzen

Bei Minus 10 Grad Celsius den Frühling zu tanzen entbehrt schon einer gewissen Logik und doch, scheint nicht verständlicher zu sein, als in dieser klirrenden Kälte an die Momente zu denken, in denen die Natur sich die Winterstarre abstreift. Und so tanzten wir in den Frühling hinein, tanzten unser eigenes Frühlingserwachen und wuchsen durch das Eis in die Höhe. Wir tanzen mit Schmetterlingen, tanzten über brechendes Eis und tanzten wie aus der Erde schießende Sprößlinge umeinander herum. Vorsichtig erforschten wir die Momente der Regung, versuchten uns zu neuen Bewegungen zu verleiten und sandten unsere Wurzeln tief in die Erde. Wir malten Eisblumen an imaginäre Scheiben und tankten Frühlingskraft in einer Meditation. Vielleicht haben wir den Frühling nicht herbeigetanzt und vielleicht wird uns der Winter noch eine Weile in seiner kalten Hand halten, aber der Keim für die Erneuerung ist gesetzt. Und was könnte dem besser Ausdruck verleihen als ein Tanz.

Winter – Tanzen

Heute tanzten wir den Winter. Den was? Den Winter? Wie kann man denn den Winter tanzen? In dem man sich all die schönen Dinge des Winters verinnerlicht und in die Musik hineinlegt. Was ist denn schön am Winter? Die kalte, klare Luft, die kristallenen Schnellflocken, die wie ein Puderzuckerteppich die Welt verschneien und für eine sanfte Stille sorgen, die zarten Eiskristalle überall und der guten Grund, sich ins warme kuschelige zurückzuziehen und die Kerzen anzuzünden. Oh ja, der Winter hat viel Schönes, wenn man sich dem öffnet und die Musik durch sich fließen lässt. Und so drehten wir unsere Pirouetten auf dem Eis, fuhren Schlittschuh über die inneren Kanäle und tanzen mit einem Schneeball. Wir wirbelten wie Schneeflocken umeinander, um uns dann wie ein Samenkorn in uns selbst zurückzuziehen und uns anschließend selbst zu gebären. Gekeimt, gesprossen und gewachsen verströmtem wir anschließend unser inneres Licht und sendeten es durch den Raum. Ja, wir haben den Winter getanzt, aber er war warm und wohlig und bewegend.